Tabea Braun, Mag. Art., M.A.

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44789 Bochum
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Titel der Dissertation

Charles Gores Reisealben, 1771-1807. Konfiguration und Dynamik topografischer Landschaftsdokumentation im Spannungsfeld von Kunst und Wissensproduktion um 1800 (Arbeitstitel)


Projektbeschreibung

Das Dissertationsprojekt untersucht Konfigurationen und Entwicklungen topografischer Landschaftsdokumen-tation im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert und adressiert in diesem Zuge die übergeordnete Frage nach Formen, Funktionen und dem Status bildlicher Dokumentation in der „Sattelzeit“. Die häufig auf zeichnerischen Praktiken fußende Dokumentation von Landschaft entfaltet in der Zeit unmittelbar vor der Entstehung der Fotografie in so unterschiedlichen Bereichen wie der Nautik, dem Militär, der Landeskunde, der Erdwissenschaft und dem Tourismus eine übergreifende innovative Dynamik. Formale und mediale Entwicklungen wie beispiels-weise die Genese des Panoramas, die technische Weiterentwicklung der Camera obscura oder die Konjunktur der Ansicht als Souvenir und als Studienobjekt entspringen Wissensdiskursen und -praktiken, deren spezifisches Verhältnis zum bildlichen Dokumentieren es zu bestimmen gilt.

Das Promotionsprojekt entfaltet seine Thematik anhand eines graphischen Werkes, das in mehrfacher Hinsicht paradigmatisch und zugleich in der Qualität seiner Überlieferung außergewöhnlich ist. Die Alben des Zeichners Charles Gore (*1729 in Horkstow, England, †1807 in Weimar), der seine Reisen durch Europa in aquarellierten Zeichnungen festhielt und diese später in sechs Alben montierte, bilden in diachroner wie auch in disziplinärer Hinsicht ein Brücken-Oeuvre. Neben dem Gore’schen Werk schließt der Untersuchungshorizont auch das um die Entstehungs- und Gebrauchsgeschichte der Alben gespannte Netzwerk von Akteuren und Werken ein.

Ein wesentliches Ziel des Promotionsprojektes ist es, das Dokumentarische in begrifflicher und historischer Per-spektive als Konzept der Bildwissenschaft zu schärfen. Zum einen soll Dokumentarismus konzeptuell als eine kulturelle Praxis an der Schnittstelle von Kunst und Wissensproduktion konturiert werden, zum anderen wird in historischer Perspektive am Beispiel der topografischen Ansichtszeichnung nachvollzogen, wie sich um 1800 ein moderner Modus der dokumentarischen Welterfassung ausprägt.


Wissenschaftlicher Werdegang

  • Seit Oktober 2016: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Promotion) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum
  • 10/2011 – 04/2014: Masterstudium der Kunstgeschichte an der Philipps-Universität Marburg
  • 10/2005 – 09/2011: Magisterstudium der Soziologie, der Kulturwissenschaften und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Leipzig
  • 04/2009 – 07/2011: Studentische Hilfskraft im Nachwuchsforschungsprojekt „Sozialraum Europa“ bei Dr. Monika Eigmüller am Institut für Soziologie der Universität Leipzig

Stipendien/Auszeichnungen

  • 09/2019 – 10/2019: Visiting Scholar Award des Yale Center for British Art, Yale University
  • 10/2015 – 04/2016: Graduierten-Stipendium der Klassik Stiftung Weimar

Vorträge

  • „Documenting Views, Viewing Documents in the Age of the ‚Grand Tour‘. The topographical collection of Charles Gore, 1771-1807“, Präsentation im Rahmen des Visiting Scholars Lunch Seminars, Yale University, 07.10.2019
  • „Küstenlandschaften auf Papier – ›Research Architecture‹ im Kontext der Verzeichnung von Land und Meer um 1800“, Ringvorlesung ‚Das Dokumentarische II‘, Ruhr-Universität Bochum, 17.01.2019
  • „Nach der Natur gezeichnet. Zeichnerische Augenzeugenschaft im Kontext von Forschungsexpeditionen des 19. Jahrhunderts“, Konferenz  ‚“On the Spot at the Time“. Augenzeugenschaft und Authentizität in der Kunst seit 1800‘, Justus-Liebig-Universität Gießen, 28.-30.09.2017
  • „Collecting landscapes. Charles Goreʼs travel albums, 1771-1807“, Göttingen Spirit Summer School: ‚The material culture of exploration and academic travel, 1700-1900‘, Lichtenberg-Kolleg, Georg-August-Universität Göttingen, 24.-29.07.2017

Publikationen

  • „Assoziation und Kunstdeutung oder ›Der gefährliche Faden der Dinge‹“, in: Friedrich Balke, Natalie Binczek, Maren Haffke, Simon Rothöhler (Hg.): Exzess und Entzug. Ferres vor Gursky, Ferres vor Immendorf (Marcel Beyer/GRK 2132), Leipzig 2020.
  • „Bezeugte Gelände. Topographische Ansichtszeichnungen als Augenzeugenberichte im 18. und 19. Jahrhundert“, in: Hattendorff, Claudia / Beißwanger, Lisa (Hg.): Augenzeugenschaft als Konzept. Konstruktionen von Wirklichkeit in Kunst und visueller Kultur seit 1800, Bielefeld 2019.

Lehrveranstaltungen

  • Sommersemester 2020: „Dokument – Idee – Ausdruck. Einführung in die Theorie, Geschichte und Technik der Handzeichnung“, Lektüreseminar und Übung, Kunstgeschichtliches Institut, Ruhr-Universität Bochum
  • Sommersemester 2019: „Der Wert der Kunst: ökonomische und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf den Kunstmarkt“, Arbeitsgruppe für StipendiatInnen der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Akademie Leysin, 13. bis 22. August 2019

Organisation von Veranstaltungen

  • Ko‐Organisation der internationalen Tagung „GEGEN\DOKUMENTATION“ (Link), 08.-11.11.2019
  • Konzeption und Organisation des Workshops „Modelle des Dokumentarischen. Evidentielle Verfahren im Schatten der Fotografie“, Workshop mit Peter Geimer am Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum, 02.02.2018

Sonstiges