Universitätsstr. 105
44789 Bochum
Raum: UNI 105, 3/38
Telefon: +49 (0) 234/32-27104
E-Mail: katharina.krol@ruhr-uni-bochum.de
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Titel der Dissertation
Dokumentarische Verantwortung. Marginalisierung und Sichtbarkeit (AT)
Projektbeschreibung
Mediale Sichtbarkeit zu erreichen, ist besonders für Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft leben, ein ambivalenter Prozess. Auf der einen Seite stehen der Wunsch nach Sichtbarkeit und die Möglichkeit der Verbesserung der eigenen Situation. Dementgegen steht die Gefahr der Fehldarstellung, die die ohnehin prekäre und schutzlose Situation zu verschärfen droht. An dieser Stelle kommen die folgenden Fragen auf: Wer erzählt wessen Geschichte von welchem Standpunkt aus und mit welchen Interessen? Welcher Narrative wird sich bedient und mit welchen Konsequenzen schreiben sich diese fest? Welche anderen Formen des Erzählens jenseits westlich geprägter Narrative treten hervor? Mit diesen Fragen möchte sich das Projekt anhand zwei konkreter Beispiele und unter Betrachtung des Aspekts der Verantwortung beschäftigen. Bei den Beispielen handelt es sich um unterschiedliche Medien, den Dokumentarfilm und das Theater, die sich aus den Gegenständen selbst ergeben. Mit den unterschiedlichen Medien gehen unterschiedliche Mechanismen der Repräsentation einher, die in der Untersuchung ebenfalls berücksichtigt werden sollen.
Das erste Beispiel befasst sich mit der Repräsentation der:des Anderen in Dokumentarfilmen. In den 2010er Jahren bewohnte eine Gruppe wohnsitzloser Menschen die Kanalschächte unterhalb des Bukarester Nordbahnhofs. Die nationale sowie internationale Berichterstattung über die Lebensform dieser Gruppe fokussierte sich auf die Darstellung destruktiv anmutender Bilder von verstört wirkenden Menschen, durch Krankheit gezeichneten Körpern, Drogenkonsum und kriminellen Aktivitäten. In der Folge dieser einseitigen und sensationalistischen Berichterstattung wurden die Tunnel im Sommer 2015 von der rumänischen Regierung mit katastrophalen Folgen für die Bewohner:innen zwangsgeräumt. Hierbei rückt die dokumentarische Beziehung zwischen privilegierten Filmschaffenden und marginalisierten Gefilmten in den Blick. Wie kann diese Beziehung gedacht werden, sodass Darstellungen jenseits der Reproduktion stereotyper und einseitiger Bilder möglich werden und welche Rolle wird dem Aspekt der Verantwortung dabei zuteil?
Bei dem zweiten Beispiel liegt der Fokus auf Formen der Selbstrepräsentation im Theater. Angehörige der Rom:nja Kultur werden im Theater, sowie in der Literatur, der Musik, der Wissenschaft und in popkulturellen Erscheinungen, in seit Jahrhunderten tradierten, stereotypen und einseitigen Bildern dargestellt, die der Heterogenität dieser Kultur entgegen stehen. Selbstzeugnisse von Rom:nja Personen wurden aus den Archiven, den Wissenssystemen sowie aus dem alltäglichen und kulturellen Leben systematisch ausgeschlossen. Das Projekt möchte mit Blick auf Arbeiten von Rom:nja Künstler:innen (u.a. Giuvlipen und Alina Șerban) untersuchen, mit welchen ästhetischen und narrativen Mitteln Rom:nja Künstler:innen ihre Kultur, Geschichte und die Geschichte ihrer Unterdrückung selbst zur Aufführung bringen und somit Dokumente von Phänomenen schaffen, die in westlich geprägten Kontexten negiert werden.
Wissenschaftlicher Werdegang
- Seit Oktober 2022: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Promotion) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum
- 10/18 bis 09/22: Masterstudium der Theaterwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
- 02/21 bis 03/22: Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Theaterwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum (Geschäftszimmer: Lehrangebotskoordination)
- 10/14 bis 09/18: Bachelorstudium der Theaterwissenschaft und Germanistik, Ruhr-Universität Bochum
Publikationen
„Miszelle: Theater und Pandemie. Über die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf das Theater“, in: Thewis, 8(1), 2020, online.
Vorträge
- 2022 „Dokumentarische Verantwortung. Marginalisierung und Sichtbarkeit am Beispiel der Untergrund-Community vom Bukarester Nordbahnhof“, Jahrestagung „DOKUMENT WERDEN. Zeitlichkeit | Arbeit | Materialisierung“ des DFG-Graduiertenkollegs 2132 „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Bochum.
Veranstaltungsorganisation
- Moderation bei der Online-Konferenz „The Workshop – Investigations Into an Artistic Political Format“, 26.-28.03.2021, im Rahmen des Fritz Thyssen Projekts „Collective Realisation – The Workshop as an Artistic-Political Format“ (Ruhr-Universität Bochum) in Kollaboration mit dem ICI Berlin und dem PSR Projekt „Our Dance“ (Heizhaus / Uferstudios GmbH), online (Berlin).
- Mitarbeit an der Konzeption, Durchführung und Programmheftgestaltung des Symposiums „Szenografien – Raumbildende Prozesse in szenischen Künsten“, 27.07.2018, Ruhr-Universität Bochum.
Mitgliedschaften
- Gesellschaft für Theaterwissenschaft