Jan Harms, M.A.

 (Assoziiertes Mitglied seit 10/2019)

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E-Mail: jan.harms@hhu.de


Titel der Dissertation

Spurenlese in True Crime-Formaten. Intermediales Erzählen mit evidenzstiftenden Dokumenten. (Arbeitstitel)


Projektbeschreibung

Das Dissertationsprojekt nimmt aktuelle Formen des Phänomens True Crime als Prozesse einer trans- und intermedialen ‚Spurenlese‘ in den Blick. In den letzten Jahren ist eine erhebliche Proliferation solcher Formate festzustellen, die in dokumentarisch-serieller Form Verbrechen und die diesbezüglichen Ermittlungen teils minutiös nachzeichnen. Dabei können sie als unterhaltsames Docutainment, als populäre Vermittlung forensischen Fachwissens, oder auch als kritische Befragung von Machtstrukturen, bis hin zur aktivistischen Intervention fungieren.

So rekonstruiert beispielsweise ab Oktober 2014 der Podcast Serial unter dem Leitsatz „One story, told week by week.“ einen Mordfall, sowie dessen polizeiliche und gerichtliche Aufarbeitung. Schnell erlangt der Fall nationale und internationale Bekanntheit und wird zum Thema unzähliger Diskussionsforen, Blogs, weiterer Podcasts, eines Buchs und 2019 schließlich einer vierteiligen Dokumentation des Senders HBO. Eindrücklich zeigt sich hier eine aktuelle Tendenz von True Crime: Einzelne Fälle breiten sich als transmediale Narrative über unterschiedliche Medien aus, während gleichzeitig im Zuge dieses wiederholten Nach-, Neu- und Anderserzählens intermediale Assemblagen von Artefakten unterschiedlichster Provenienz und medialer Verfasstheit entstehen. Tagebücher, Tatortfotografien, Tonbandaufzeichnungen von Vernehmungen oder Gerichtsprotokolle werden narrativiert, auf ihr Evidenzpotenzial und ihre Unzuverlässigkeiten hin durchleuchtet.

True Crime-Formate wie Serial oder auch die Netflix-Produktion Making a Murderer (seit 2015) zeigen dabei, dass es tatsächlich um ‚More than one story, told week by week‘ geht: Offizielle Narrative werden angezweifelt, mögliche Versionen des Geschehenen multipliziert und gegeneinandergesetzt. Die verschiedenen Iterationen bilden so Gegengeschichten, in denen auch Aspekte von strukturellem Rassismus sowie Fragen von Klasse, Gender und Sexualität reflektiert werden. Unter diesen Gesichtspunkten werden – mit Fokus auf Podcasts und Streamingdokumentationen – einzelne englisch- und deutschsprachige True Crime-Serien medienkulturwissenschaftlichen Lektüren unterzogen.


Wissenschaftlicher Werdegang

  • Seit Oktober 2019: Assoziiertes Mitglied am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum
  • Seit April 2019: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Medienkulturwissenschaft, Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 10/2017 bis 12/2018: Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes
  • 10/2016 bis 01/2019: Masterstudium der Medienkulturwissenschaft und Kunstgeschichte, Universität zu Köln
  • 04/2014 bis 03/2019: Studentische und Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln
  • 10/2012 bis 09/2016: Bachelorstudium der Medienkulturwissenschaft und Kunstgeschichte, Universität zu Köln

Publikationen


Vorträge

  • „Medialität und Realität in Satoshi Kons Anime“, gehalten am 27.11.2018 im Rahmen der 4. Konferenz zur deutschsprachigen Animationsforschung „In Wirklichkeit Animation…“, Fachhochschule St. Pölten, Österreich.

Lehrveranstaltungen

  • Wintersemester 2019/20: Seminar „Investigation und Verbrechen in medialen Repräsentationen“, Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Wintersemester 2019/20: Seminar „‘What was Postmodernism?’ Kulturen und Theorien der Postmoderne“, Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Sommersemester 2019: Seminar „Einführung in die Filmnarratologie“, Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Sommersemester 2019: Übung „Wissenschaft und Kultur in Social Media. Strategien und kritische Reflexionen“ (gemeinsam mit Sascha Förster), Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln
  • Wintersemester 2017/18: Lektürekurs „Geschichte und Theorie der analogen Künste“ (gemeinsam mit Hanns Christian Schmidt), ifs Internationalen Filmschule, Köln

Sonstiges

  • Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM)
  • Mitglied im Verband deutscher Kunsthistoriker