Jan Harms, M.A.

 (Assoziiertes Mitglied 10/2019-09/2023)

Kontakt

E-Mail: jan.harms@hhu.de


Titel der Dissertation

Verdachtsmomente. Ästhetiken von Evidenz und Dokument in digitalen True-Crime-Formaten


Projektbeschreibung

Seit 2014 ist eine Proliferation von True-Crime-Formaten zu verzeichnen, die in der Rekonstruktion einzelner Verbrechen ein Misstrauen gegenüber den offiziellen Ermittlungsergebnissen artikulieren. Das Dissertationsprojekt untersucht diese Serien unter dem Stichwort des Verdachts, werden dort doch mediale Unzuverlässigkeiten ebenso wie Machtstrukturen in Bezug auf Race, Class und Gender offengelegt. In exemplarische Fallstudien geht die Arbeit zunächst Konstellationen der Evidenz nach, die als Effekt medialer Prozesse verstanden werden. Dabei stehen den institutionalisierten Verfahren vor Gericht kritische Impulse der Serien entgegen, die diese Form der Wissensproduktion hinterfragen. Gleichzeitig können deren reflexiven Darstellungstechniken in den Blick genommen werden, greifen die Serien doch selbst auf Mittel der ästhetischen Evidenzproduktion zurück. Darüber hinaus widmet sich die Arbeit dem Umgang mit Dokumenten vor dem Hintergrund einer Einbettung von True Crime in der gegenwärtigen Digitalkultur, die neue, semi-forensische Rezeptionsmodi ermöglicht. In der kollaborativen Auseinandersetzung mit einzelnen Kriminalfällen in Podcasts und Online-Foren geschieht hier eine Neubewertung von vermeintlich festgeschriebenem Wissen. Nicht zuletzt gilt es auch die Grenzen der kritischen Potentiale von True Crime auszuloten und die Möglichkeit, systemische Kritik anhand einzelner Fälle vorzubringen, einzuordnen.


Wissenschaftlicher Werdegang

  • aktuell: Promotionsstudium an der Universität der Künste Berlin
  • 10/2019 – 09/2023: Assoziiertes Mitglied am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum
  • S04/2019 bis 03/2023: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Medienkulturwissenschaft, Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 10/2017 bis 12/2018: Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes
  • 10/2016 bis 01/2019: Masterstudium der Medienkulturwissenschaft und Kunstgeschichte, Universität zu Köln
  • 04/2014 bis 03/2019: Studentische und Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln
  • 10/2012 bis 09/2016: Bachelorstudium der Medienkulturwissenschaft und Kunstgeschichte, Universität zu Köln

Publikationen (Auswahl)

  • „‚Something happened in the processing.’ Zur Sichtbarmachung forensischer Verfahren in der True-Crime-Serie The Staircase“ In: Roland Meyer (Hg.): Bilder unter Verdacht. Praktiken der Bildforensik [= Bildwelten des Wissens 19]. Berlin 2024. Online verfügbar unter: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783111085692-006/html
  • „Von Sprechakten und Schreibfakten. Logiken des Protokolls in den True-Crime-Podcasts Serial und Undisclosed“ In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 15 (2023), H. 28: Protokolle, S. 43-53. Online verfügbar unter: https://zfmedienwissenschaft.de/heft/text/von-sprechakten-und-schreibfakten
  • „Im Netz, im Zweifel. Dokumentarische Investigationen in Lovely Andrea.“ In: Lilian Haberer et al. (Hg.): Text\Werk. Lektüren zu Hito Steyerl. Berlin 2022, S. 144-157.
  • „Widersprüchliche Signale. Notizen zur Rezeption von True Crime.“ In: mediendiskurs 26 (2022), H. 2, S. 62-67.
  • „Analoge Oberflächen, digitale Transgressionen. Medialität und Realität in Satoshi Kons Perfect Blue und Paprika.“ In: Franziska Bruckner et al. (Hg.): In Wirklichkeit Animation… Beiträge zur deutschsprachigen Animationsforschung. Wiesbaden 2021, 187-195.
  • Rezension zu: „Tanya Horeck: Justice on Demand. True Crime in the Digital Streaming Era. Detroit 2019.“ In: MEDIENwissenschaft. Rezensionen | Reviews 37 (2020), H. 4, 451–452.
  • SUCKCESS und différance. Verschriftlichung in den 1960er-Jahren (Dylan, Derrida). In: Medienobservationen, veröffentlicht am 9.9.2019. URL: www.medienobservationen.de/2019/0909-harms/

Vorträge (Auswahl)

  • „Sozialmediale Verdachtsnarrative“, Präsentation im Rahmen der Tagung „what’s the story, Internet? Transdisziplinäre Perspektiven auf eine Bildung des Narrativen“, Universität zu Köln, 1. Dezember 2023.
  • „Auditives Auftreten. Tondokumente in True-Crime-Formaten“, Präsentation im Rahmen des Workshops „Formen und Figurationen forensischen Auftretens. Virtuelle Streitwelten als politische Erscheinungsräume“, Sonderforschungsbereich „Virtuelle Lebenswelten“, Ruhr-Universität Bochum, 12. Mai 2023.
  • „#FreeBritney. Forensische, paranoide und reparative Interventionen“, Präsentation im Rahmen des Workshops „Memes – Affekte – Interventionen“, Sonderforschungsbereich „Intervenierende Künste“, Universität der Künste Berlin, 11. November 2022.
  • „*.pdf-Organismen. Digitalisierte Aktenkonvolute zwischen Gericht und Wiki“, Präsentation im Rahmen des Workshops „Dokumentwerden und Archiv. Remediatisierung, Affizierung, Operativität“, Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum, 8. April 2022.
  • „[sound of paper, tap]. Zirkulierende Dokumente zwischen Schrift und Stimme in True-Crime-Podcasts“, Vortrag im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft „Wissensökologien“, Universität Innsbruck, Österreich, 23. September 2021.
  • „Forensische Re/Lektüren in aktuellen True-Crime-Formaten“, Vortrag im Rahmen des 34. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums, Bauhaus Universität, Weimar, 26. März 2021.
  • „Investigative Screens“ (gemeinsam mit Anna Polze), Panel im Rahmen des Workshops „Schnittstellen | Desktop | Essay“, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 28. Januar 2021.
  • „‚You can see from this photograph, you can feel from this photograph…‘ Diskurse visueller Evidenz in aktuellen True-Crime-Formaten“, Vortrag im Rahmen des Research Seminar an der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, 3. Dezember 2020.
  • „‚When forensic science fails.‘ Zur dokumentarischen Revision forensischer Verfahren“, Vortrag im Rahmen des 33. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums, Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig, 11. März 2020.
  • „Medialität und Realität in Satoshi Kons Anime“, Vortrag im Rahmen der 4. Konferenz zur deutschsprachigen Animationsforschung „In Wirklichkeit Animation…“, Fachhochschule St. Pölten, Österreich, 27. November 2018.

Organisierte Veranstaltungen

  • „Schnittstellen | Desktop | Essay“ (gemeinsam mit Anja Dreschke und Felix Gregor), Workshop an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in Kooperation mit der Universität Bayreuth und der Universität der Künste Berlin, 28.–29. Januar 2021.
  • „Text\Werk. Lektüreworkshop zu Hito Steyerl“ (gemeinsam mit Carina Dauven, Philipp Hohmann, Anna Polze, Julia Reich und Jolanda Wessel), Kooperation des DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“ mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf im Rahmen der Ausstellung „Hito Steyerl. I Will Survive“, 14. November 2020.
  • „Meme Culture and its Discontents“ (gemeinsam mit Brigitte Weingart, Anja Dreschke und Felix Gregor), Symposium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 16.–17. Januar 2020.

Lehrveranstaltungen (Auswahl)

  • „‚It’s all in the game.‘ The Wire in medien- und kulturtheoretischen Close Readings“, Seminar am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln, Sommersemester 2024.
  • „Forensik zwischen Kriminalistik, Kunst und Populärkultur“, Seminar am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Sommersemester 2022.
  • „Die Wirklichkeit, wie sie ist? Theorien und Ästhetiken des dokumentarischen Bewegtbildes“, Seminar am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Wintersemester 2021/22.
  • „Erfassen, Dokumentieren, Kontrollieren. Medien der Bürokratie“, Seminar am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Wintersemester 2020/21.
  • „Bildkulturen der Evidenz. Mediale Gewissheit in analogen und digitalen Zeiten“ (gemeinsam mit Felix Gregor), Seminar am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Sommersemester 2020.
  • „‚What was Postmodernism?‘ Kulturen und Theorien der Postmoderne“, Seminar am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Wintersemester 2019/20.

Sonstiges

  • Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM)
  • Mitglied im Verband deutscher Kunsthistoriker