Vortrag & Workshop mit Maria Muhle


Am Mittwoch den 29. Juni und Donnerstag den 30. Juni finden zwei Workshops und ein Vortrag mit Prof. Dr. Muhle zu Leben/Dokumentieren: Medien, Ästhetik, (kritische) Verlebendigung statt.

Leben/Dokumentieren: Medien, Ästhetik, (kritische) Verlebendigung


Fragen nach dem Leben und dessen Darstellbarkeit, Aufzeichnung und Regierung sind historisch eng mit einem Diskurs um das Dokumentarische verknüpft. Gleiches gilt für einen Lebensbegriff, der von den Lebenswissenschaften ab Ende des 19. Jahrhunderts geprägt wurde. Dabei wird deutlich: Das Leben, oder das, was als Leben vorstellbar wird, lässt sich nur in Verschränkung mit den operativen und
ästhetischen Verfahren seiner medialen Hervorbringung konturieren.
So versprechen sich historiografische Ansätze der Filmtheorie Anfang des 20. Jahrhunderts etwa vom
Film, das Leben „wie es ist“ (Vertov 2012) abzubilden und gehen von einer Affinität zwischen Bewegtbildern und dem Fluss des Lebens aus (Kracauer 1960), während eine naturwissenschaftliche Forschung dieser Zeit lebendige Phänomene in Labor und Experimentalanordnungen filmisch untersucht (Reichert 2007). Zugleich stehen diese Traditionen eines Realismus/Dokumentarismus scheinbar quer
zu künstlerischen Praktiken in Literatur, Film, Bildender Kunst und Performance, die beanspruchen, Formen des Lebendigen nicht rein mimetisch, mittels schaustellender Nachahmung und technischer Reproduktion nachzubilden, sondern vielmehr mimetisch-exzessiv oder poetisch selbst hervorzubringen (Balke 2018; Muhle 2018).
Parallel dazu denkt ein (Neo)-Vitalismus das Leben weniger als Form denn als formgebend: das Leben bleibt konstitutiv unbestimmt, sofern es sich an den negativen Werten (des Tods und der Krankheit) ausrichtet und in dieser Polarität eine lebendig-überschreitende, Normen und Formen schaffende Dynamik ausbildet (Muhle 2017).
Im Workshop wollen wir diese Spannungen zusammenführen und für auto-fiktionale, künstlerische und dokumentarische Ästhetiken der Verlebendigung als kritische Konstellation veranschlagen. Wie interessiert sich das Leben für die Ästhetik und umgekehrt, die Ästhetik für das Leben als soziale und vitale Tatsache – gerade in seiner prekären Verfasstheit und immanenten Wertorientierung?

Anmeldungen zum Vortrag/Workshop sind via E-Mail an das-dokumentarische@rub.de möglich.