Lena Demary, M.A.

Universitätsstr. 105
44789 Bochum
Raum: UNI 105, 3/28

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E-Mail: Lena.Demary@ruhr-uni-bochum.de

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Titel der Dissertation

Ganzheiten des Fragmentarischen: Restaurierung als Verhandlungsraum (1750-1850), AT

Projektbeschreibung

Die Restaurierung entfaltet sich bei genauerer Betrachtung zu einer amorphen Disziplin, deren Wirkungsräume oft in Unsichtbarkeit – besser gesagt Übersehbarkeit – verbleiben. Obwohl die Tätigkeit einen selbstverständlichen Platz in verschiedenen Kultursystemen einnimmt, insbesondere in der westlichen Welt als Modus Operandi einer historiophilen Gesellschaft fungiert, bleibt sie in weiten Teilen unbemerkt und untererschlossen.

Der theoretische Ansatz der Dissertation sieht die Restaurierung als einen Diskursort vor, als einen Raum, in dem eine Vielzahl von Werten, Narrativen und Qualitäten verhandelt werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse, handwerkliche Praktiken, ästhetische Überlegungen, ethische Richtlinien, emotionale Bedürfnisse und wirtschaftliche Faktoren spielen dabei neben vielen weiteren Einflussgrößen eine Rolle. Sie wiederum finden durch unterschiedliche Akteur:innen, Institutionen, andere Instanzen oder Umstände Eingang.

Die Zeit zwischen 1750 und 1850 ist deshalb besonders interessant, da ihre Analyse eine kritische Durchleuchtung bisheriger Forschungsansätze, insbesondere im Hinblick auf historische, inhaltliche und ethische Zäsuren, ermöglicht. Die Geschichte der Restaurierung beginnt nicht mit dem Einsetzen eines konkreten, aus verschiedenen Gründen präferierten Umgangs mit dem Objekt, sondern mit den Prozessen und Ereignissen, in denen zwischen den Signaturen und Beschaffenheiten eines Werkes und den Bedürfnissen einer Akteur:innen- bzw. Instanzengruppe verhandelt wird. Dies geschieht mit dem Ziel, zu einer praktischen Anwendbarkeit dieser Verhandlung zu finden, die sich dann in Form einer Restaurierung am Werk materiell niederschlägt. Die These lautet, dass nicht das Vorliegen eines präferierten Standards, sondern gerade die Veränderlichkeit als prägnantestes Merkmal restauratorischer Aktivitäten betrachtet werden muss.  

Das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert brachte aufgrund unterschiedlicher Umstände eine enorme Vielfalt restauratorischer Strategien hervor, was den vorliegenden Verhandlungsraum hinsichtlich seiner transformativen Eigenschaften demonstriert. Mittels der Identifizierung zentraler (Ver-)Handlungsmuster, die spezifische Dynamiken mit repetitivem (Teil-)Charakter bündeln, soll die Restaurierung am Beispiel der Gattung der Skulptur als Verhandlungsraum entrollt werden. Dabei werden die in diesem Zuge neu entstehenden Perspektiven auch auf ihr Potenzial für die Gegenwart und Zukunft der Restaurierung hin befragt .

Wissenschaftlicher Werdegang

  • Seit 10/2022: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Promotion) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum
  • 07/2020 bis 06/2022: Forschungsvolontärin, Gustav-Lübcke-Museum Hamm
  • 10/2017 bis 03/2020: Masterstudium der Kunstgeschichte, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 
  • 10/2014 bis 09/2017: Bachelorstudium der Kunstgeschichte und Philosophie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 

Publikationen

  • Demary, Lena (Hg.): Hans Kaiser: Wirklichkeiten. Die Sammlung im Gustav-Lübcke-Museum, Katalog zur Ausstellung „Hans Kaiser: Im Dazwischen“ (Gustav-Lübcke-Museum Hamm), Köln 2022
  • Demary, Lena/ Tazuke-Steininger, Nana/ Eick, Eva Caroline et al.: „Museum der Zukunft“: Ein Manifest?, in: HIER UND JETZT im Museum Ludwig. zusammen dafür und dagegen, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung (Museum Ludwig Köln), S. 182-197, Köln 2022
  • Wiener, Jürgen/ Köpf, Reinhard (Hg.): Moderne Glasmalerei in Düsseldorf, Mönchengladbach 2021, Künstlertexte: Wilhelm Teuwen, Walther Benner, Ernst Otto Köpke, Emil Glücker und Günter Peltzer

Vorträge

  • „Transparenz und Verschleierung. Ambivalenzen früher restauratorischer Dokumentationen in Katalogen antiker Bildwerke“, im Rahmen des Kolloquiums „Fund und Aufstellung – Fragment und Ganzes. Bildwerdung der Antike. Zur Episteme von Zeichnungen und Druckgrafiken der Frühen Neuzeit II“, 31.01.2014 am Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
  • Podcast // „ewiggestrig? progressiv? Der Museums-Podcast“ von Eva Caroline Eick und Yagmur Karakis, Folge „Konservierung und Restaurierung: Kulturgüter wie erhalten, wenn alles vergeht?“, 25.10.2022, https://open.spotify.com/episode/5tmjg7YsXuEdihGbihHvIe?si=ee30b03e609d4971
  • „Ganzheiten des Fragmentarischen: Das Dokumentarische im Spannungsfeld von Skulptur, Restaurierung und Diskurs zwischen 1750 und 1820“, gehalten am 23.11.2022 im Rahmen des Forschungskolloquiums des Instituts für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • „Nur Entwurf? Zur Bedeutung der Vorstudie bei Hans Kaiser“, gehalten am 18.02.2022 im Rahmen des Symposiums „In progress! Zum Vor- und Nachleben von Glasmalerei nach 1945“, Gustav-Lübcke-Museum Hamm
  • „Because we do not like the authentic state? Das Authentische im Spannungsfeld von Restaurierung und musealer Forschung“, gehalten am 15.12.2021 im Rahmen der Ringvorlesung „Forschung im Museum“, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Veranstaltungsorganisation

  • „Hans Kaiser: Im Dazwischen“, Sonderausstellung, 05.06.2022 bis 04.09.2022, Gustav-Lübcke-Museum Hamm
  • „In progress! Zum Vor- und Nachleben von Glasmalerei nach 1945“, Symposium anlässlich der Restaurierung der Entwürfe Hans Kaisers für das Dickinson Window in der Washington National Cathedral, 18.02.2022, Gustav-Lübcke-Museum Hamm
  • „Verwandlungen des Lichts: Die Glasmalerei im Œuvre Hans Kaisers“, Lehrveranstaltung, gemeinsam mit Dr. Reinhard Köpf, Institut für Kunstgeschichte, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sommersemester 2021

Sonstiges

  • 10/2016 bis 10/2019: Deutschlandstipendium (Stipendiatin der Herzog Erik von Arenberg Stiftung)
  • Mitgliedschaft: Verband deutscher Kunsthistoriker