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Vorträge & Workshop mit Eva Horn und Stefan Willer – Von Zukünften, Krisen und Katastrophen.

Am 14. Juli sind Prof. Dr. Eva Horn (Wien) und Prof. Dr. Stefan Willer (Berlin) für zwei öffentliche Abendvorträge bei uns zu Gast. Am darauffolgenden Tag (15.07.) findet ein ganztägiger Workshop mit Stefan Willer statt.

Vorträge Online über Zoom am Donnerstag den 14.07.22 um 18 Uhr.


Abendvorträge

Eva Horn: Jenseits der Apokalypse: Katastrophen ohne Ereignis.

Gegenwärtige Fiktionen, aber auch die politische Rhetorik sind fixiert auf Figuren der Katastrophe: die Rede ist von „Klimakollaps“, „Aussterben der Menschheit“ etc. Aber Krisen, die die Gegenwart und ihre Zukunftsvorstellungen prägen, sind keine, deren Ende wir uns als großen Knall vorstellen sollten. Wir müssen einen neuen Typ von Katastrophe denken lernen, die „Katastrophe ohne Ereignis“. Die Frage ist, wie sich die heterogene Zeit- und Raumstruktur einer solchen Katastrophe erzählen läßt. Anhand aktueller Literatur wird der Vortrag einige Strategien dazu sichten.

Stefan Willer: “The inevitable catastrophe is at hand“. Katastrophenwissen bei Edgar Allan Poe.

Als Erzähler und Theoretiker der Katastrophe ist Edgar Allan Poe relativ wenig bekannt, aber umso bemerkenswerter. In einigen Dialogen, etwa The Conversation of Eiros and Charmion(1839),‏ und in seinem kosmologischen Großessay Eureka (1848) entwirft er Weltuntergangsszenarien zwischen apokalyptischer Vision und astronomischer Reflexion. Von besonderem Interesse ist die Temporalität dieser Entwürfe, in denen sich präkatastrophisches Vorauswissen und postkatatsrophischer Rückblick auf spannungsvolle Weise verbinden. Angesichts der Leitformel „The Universe is a plot of God“ (Eureka) wird es im Vortrag auch um die poetologische Tragweite dieser maximal dimensionierten Katastrophendiskurse gehen. Dazu gehört Poes konstruktivistische Überlegung, dass ein Plot besonders wirksam von der Katastrophe aus rückwärts organisiert werden könne.


Workshop (intern)

Der literatur- und medienwissenschaftlich ausgerichtete Workshop möchte Konstellationen und Figurationen von Zukünftigkeit und (im weiteren Sinne) Krisenzuständen in den Blick nehmen. Dabei folgt er der grundlegenden Einschätzung, dass jegliche Form von ‘Zukunfts-Wissen’ an spezifische Medialitäten gebunden ist, oder anders gewendet: nur mediatisiert verfügbar ist. Produktiv erscheint genau deshalb die genauere Untersuchung der jeweiligen Imaginationen des Kommenden, also etwa Fragen danach, welche möglichen Szenarien (positiv konnotiert als zu erreichende Zustände oder negativ verstanden als zu verhindernde) in jeweils differenten Medien verhandelt werden (Film, Literatur, Bürokratie etc.), welche Zeitlichkeiten sie dabei fokussieren und implizieren, wie sie diese wiederum erzähltechnisch (Erzählbarkeit) angehen und dergleichen mehr. Weiterhin von Interesse ist dabei die Auseinandersetzung mit der Frage nach der etwaigen Nutzbarkeit bzw. Nutzbarmachung von Zukunft und also denjenigen Autoritäten und Instanzen, die an der Produktion eines Zukunfts-Wissens partizipieren. Diese Fragen verweisen bereits auf eine gewisse Verschaltung von Inhalts- und Formaspekten, der im Workshop ebenfalls gesondert und an konkreten Materialien (Langzeitdokumentarfilm, Alltagsberichterstattung, algorithmische Zukunftsmodellierungen, bürokratische Katastrophen, Letzte Mensch-Szenarien u.ä.) nachgegangen werden soll.


Anmeldungen zu den Vorträgen sind via E-Mail an das-dokumentarische@rub.de möglich. Der Workshop findet intern statt.