Lana Uzarashvili, M.A.

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Titel der Dissertation

Documenting the Atmosphere: Thermal Landscapes in the Tropics and Artificial Climates (AT)

Projektbeschreibung

Die Anthropozän-These, die von dem Atmosphärenchemiker und Meteorologen Paul Crutzen popularisiert wurde, postuliert ein neues geologisches Zeitalter, das vor allem durch anthropogene Veränderungseingriffe in die Erde definiert ist. Diese Perspektive legt nahe, die Erde als ein künstlich reguliertes Planetensystem zu begreifen, dessen Klima gezielt gesteuert wird, um optimale Lebensbedingungen zu gewährleisten. Bereits 1922 veröffentlichte der russische Geophysiker Boris Weinberg ein fiktionales Werk zum Climate Engineering, in dem er die Vision einer zukünftigen Menschheit entwarf, die konnte das durch die CO₂-Emissionen des Kohlezeitalters gestörte planetarische Klima durch eine Verringerung der Ozeane und damit der atmosphärischen Niederschläge neu zu gestalten. Indem er Phänomene wie Regen, Hagel und Wind als „Defekte“ des Planeten und die Erde als „Behausung“ der Menschheit charakterisierte, formulierte er nicht nur die Utopie eines vollständig kontrollierten Klimas, sondern bezog sich in seinen späteren Arbeiten auch auf konkrete wissenschaftliche, geopolitische und administrative Strategien, die im Russischen Reich und in der Sowjetunion zur territoriale Verwaltung eingesetzt wurden (Weinberg, 1934). In diesen Zusammenhängen spielten die detaillierte Beschreibung, Klassifizierung und Dokumentierung atmosphärischer Phänomene eine zentrale Rolle. Der Untersuchungsgegenstand – die sich ständig wandelnde, schwer greifbare und nahezu abstrakte Atmosphäre – wurde mit Methoden der Katalogisierung sowie der Erstellung von Atlanten, Diagrammen, Karten und visuellen Darstellungen erfasst und in raumplanerische Projekte integriert.

Ausgehend von der Hypothese, dass Climate Engineering die imperiale Expansion förderte, untersucht das Forschungsprojekt Technologien der atmosphärischen Kontrolle 

in der Gestaltung tropischer Landschaften in der Sowjetunion. Diese Landschaften wurden von kolonialen Botanikern und Künstlern als „natürliche Treibhäuser“ dargestellt, die aufgrund ihrer einzigartigen Boden-Atmosphäre-Konstellationen ein hohes Potenzial für die Akklimatisierung und Kultivierung tropischer Pflanzen besaßen. Diese in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterworfenen Gebiete galten als paradiesisch, heilsam und fruchtbar, aber auch als bösartig aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen und der „ansteckenden“ Luft, die es ermöglichten, sie durch Eingriffe für die Siedler bewohnbar und landwirtschaftlich wertvoll zu machen. Tropizität (eng. tropicality) wird durch eine Vielzahl von Bildern erzeugt, die Erwartungen und Vorstellungen über die klimatischen Bedingungen der Landschaft prägen, indem „das Gefühl der Temperatur zur Rechtfertigung kolonialer Expansion und Besiedlung benutzt wird“ (Starosielski, 2021). Wie Nancy Leys Stepan betont, „wurden die Tropen visuell tropisiert“, und diese Bilder verwandelten botanische Elemente wie Palmen weniger in einen natürlichen Hintergrund als vielmehr in ein „imaginäre Submersion in heiße Orte“ (Leys Stepan, 2001).

Das Projekt hat zum Ziel, Techniken der atmosphärischen Dokumentierung durch deren Management zu analysieren und die Atmosphäre nicht als abstrakten Hintergrund, sondern als eine Reihe von Prozessen zu begreifen, die durch Bildproduktion erfasst werden. Dementsprechend werden die operativen Bilder untersucht, die in Projekten zur Erzeugung tropischer Landschaften mittels Klimakontrolle Anwendung finden (Parikka, 2023). Gleichzeitig widmet sich das Projekt der Analyse institutioneller und nationaler Archive sowie wissenschaftlicher Arbeiten, um zu erforschen, wie das Verständnis und die Darstellung atmosphärischer Kontrolle von diesen Institutionen und Akteuren geprägt und vermittelt wurden. Dieser Ansatz positioniert das Projekt im theoretischen Rahmen der „klimatischen Medien“ (eng. climatic media), der den Medienbegriff auf „die Materialität der Elemente, die unser Milieu formen“ ausdehnt und die „architektonischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Techniken und Technologien zur Erzeugung klimakontrollierter Blasen und zur Wettermodifikation“ einschließt, welche das (nicht-)menschliche Leben konditionieren (Furuhata, 2022).


Wissenschaftlicher Werdegang

Seit 06/2024: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum

Seit 10/2022: Promotion, Institut für Medienwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum

09/2017-06/2019: Masterstudium der Philosophie, Lomonossow-Universität Moskau

09/2013 bis 06/2017: Bachelorstudium der Philosophie, Lomonossow-Universität Moskau