Marion Biet, M.A.
Universitätsstr. 105
44789 Bochum
Raum: UNI 105, 3/24
Telefon: +49 (0) 234/32-27126
E-Mail: marion.biet@ruhr-uni-bochum.de
Titel der Dissertation
Projektbeschreibung
Das Dissertationsprojekt befasst sich mit dem Genre des Langzeitdokumentarfilms, welches im europäischen Kontext in den 1960er Jahren mit der ostdeutschen Filmreihe Die Kinder von Golzow (Winfried und Barbara Junge, DDR/DE 1961-2006) und der britischen Serie Seven Up (Paul Almond/Michael Apted, GB 1964-2019) entstanden ist. Langzeitdokumentarfilme kennzeichnet eine lange Produktionsdauer: Um das Leben von bestimmten Menschen oder die Entwicklung von spezifischen Orten filmisch zu dokumentieren, wird über eine lange Zeitspanne gefilmt – 37 Jahre zum Beispiel in Private Universe (Helena Třeštíková, CR 2012), über 55 Jahre in Seven Up. Langzeitdokumentarfilme bestehen daher notwendigerweise aus Fragmenten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind.
Ausgehend von der zeitlichen Heterogenität des Materials nimmt sich die Dissertation vor, den prozessualen Charakter des Langzeitdokumentarfilms zu analysieren und die Verschränkung von Leben, Dauer und Film zu hinterfragen. Die Untersuchung soll anhand von ausgewählten Beispielen aus unterschiedlichen Produktionsländern mit drei verschiedenen Fokussierungen erfolgen: Zunächst rückt das Dispositiv der Dokumentation des Lebens in den Blick. Neben Fragen der Sammlung und langfristigen Aufbewahrung des Materials und der Selektion und Anordnung in einem Film, werden auch Fragen danach gestellt, wie die zeitliche Heterogenität sich in in das Material und den Film einschreibt. Der zweite Fokus befasst sich mit der Konstruktion von Zeitlichkeit durch die Erzählung der longue durée und insbesondere mit der Serialität von Langzeitdokumentarfilmen. Dabei fungiert der Langzeitdokumentarfilm als ein alternatives Dispositiv von Geschichtsschreibung, das nicht nur das individuelle Leben eines Menschen ins Zentrum stellt, sondern das „Leben selbst“, seine Dauer, sein Werden und sein Vergehen. So soll mit dem dritten Fokus argumentiert werden, dass im Hinblick auf seine komplexe Zeitlichkeit der Langzeitdokumentarfilm weniger der Logik der Biographie (Bios) unterworfen wäre, als vielmehr im Spannungsfeld dessen zu verorten ist, was ich „Zoëgraphie“ nenne.
Wissenschaftlicher Werdegang
- Seit Oktober 2019: wissenschaftliche Mitarbeiterin (Promotion) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum
- 10/2017 bis 09/2019: wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juniorprofessur für Europäische Medienkultur bei Jun. Prof. Dr. Eva Krivanec, Bauhaus-Universität Weimar
- 09/2015 bis 02/2018: trinationales Masterstudium „European Film and Media Studies“, Université Lumière Lyon 2, Utrecht Universiteit und Bauhaus-Universität Weimar
- 03/2017 bis 09/2017: studentische Hilfskraft an der Juniorprofessur für Bildtheorie bei Jun. Prof. Dr. Julia Bee
- 01/2017 bis 09/2017: studentische Hilfskraft an der Juniorprofessur für Europäische Medienkultur bei Vertr.-Jun.-Prof. Dr. Nicole Kandioler
- 10/2013 bis 09/2015: deutsch-französisches Doppelstudium der Europäischen Medienkultur, Université Lumière Lyon 2, Bauhaus-Universität Weimar
Summer School
IFK_Akademie 2019 „Happy End – Prospekte und Narrationen möglicher Zukunft“, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften|Kunstuniversität Linz in Wien, 18-24/08/2019
Publikationen
Herausgabe
- Medienkomparatistik (Hg. von Lisa Gotto und Annette Simonis), 3. Jahrgang, „Kuratieren als medienkomparatistische Methode“, zusammen mit Nicole Kandioler, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2022.
Aufsätze
- “Collaborations across Cinematic Objects”, Zusammen mit Cynthia Browne, Diana Allan, Merle Kröger, Philipp Scheffner, Vera Mader, Theodor Frisorger, Anna Polze und Julia Schade, Visual Anthropology Review, 38: 298-319. https://doi.org/10.1111/var.12275
- „Zeit sammeln, Leben kuratieren. Helena Třeštíkovás Langzeitdokumentarfilme als intermediale Sammlungen“ In: Medienkomparatistik, 3. Jahrgang „Kuratieren als medienkomparatistische Methode“, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2022, S. 71-86.
- „Kuratieren als medienkomparatistische Methode im Zeichen der Relationalität“, zusammen mit Nicole Kandioler, In: Medienkomparatistik, 3. Jahrgang „Kuratieren als medienkomparatistische Methode“, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2022, S. 9-20.
- »Camérer« (»kamerieren«) statt schreiben. Rückblick auf die Entstehung des Essayfilms L’usine, c’est particulier quand même (FR 2017), nocturne, Dezember 2021
- „(Re)penser Retour à Reims avec un accent : la mobilité de classe au prisme des langues et de la mobilité géographique.“ In: Lendemains. Études comparées sur la France, Dezember 2020, Heft 180, S. 128-139.
- „Wir reden drinnen weiter.“ In: Onlinebesprechung der Filme der 44. Duisburger Filmwoche, 2020
- „Beziehungsarbeit im Langzeitdokumentarfilm zwischen Distanz und Nähe“, zusammen mit Nicole Kandioler, In: Montage AV 28/2, Nähe und Distanz, 2019 S.63-78
- „Ciné-Ethnographie und audiovisuelle Forschung. Die Filmpraxis im Seminar als Erfahrung eines situierten Wissens“, Blog andereswissen.de, Februar 2019. (Antwort auf Julia Bee’s Beitrag: „Gedanken zu anderen Wissenspraktiken in der Lehre“)
Übersetzungen
- Übersetzung aus dem Deutschen ins Französische, von Charlotte Bolwin: „Esquisses d’une théorie onto-esthétique des médias : la philosophie des images techniques de Vilém Flusser“. In: Appareil, 25, 2023, DOI: https://doi.org/10.4000/appareil.6201
- Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche, von Michel Agier: „Das urbane Kampieren als Heterotopie und Zuflucht. Zu einer Weltlandschaft der prekären Räume“, In: Karin Krauthausen und Rebekka Ladewig (Hg.): Modell Hütte. Von emergenten Strukturen, schützender Haut und gebauter Umwelt. Berlin/Zürich: Diaphanes, 2022, S. 197-220. Zusammen mit Nicole Kandioler.
- Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche, von Enrico Camporese: „Super 8 ausstellen“, In: Oliver Fahle; Marek Jancovic; Elisa Linseisen; Alexandra Schneider (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft, Band 22, Medium|Format, 2020, S. 87-94. Zusammen mit Nicole Kandioler.
- Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche, von Marie-José Mondzain. „Wer die Ökonomie ablehnt, lehnt Ikonomie ab“, In: Dieter Mersch: Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie, Band 4, 2018 S. 101–120. Zusammen mit Nicole Kandioler.
Dokumentarfilm
- L’usine, c’est particulier quand même (DE/FR 2017), 78min
Lehrveranstaltungen
- Wintersemester 2022-2023: BA-Seminar „Leben in der Petrischale des Films: Langzeitdokumentation als Life Genre„, Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Sommersemester 2019: BA-Seminar „Das Filmfestival: Ein Schauplatz Europas“, Europäische Medienkultur, Bauhaus-Universität Weimar
- Sommersemester 2019: BA-Seminar „Wissen durch Comics – Entwurf eines Leitfadens zum wissenschaftlichen Arbeiten“, Medienkultur/Medienwissenschaft, Bauhaus-Universität Weimar
- Wintersemester 2018-2019: BA-Seminar „Comic-Dynamik: vom stillen zum bewegten Bild“, Europäische Medienkultur, Bauhaus-Universität Weimar
- Sommersemester 2018: BA-Seminar „Das Filmfestival als Forschungsgegenstand – Crossing Europe Linz“ Europäische Medienkultur, Bauhaus-Universität Weimar
Vorträge
- „Vermessene Zeit im Schmalfilm: Impatiens, Vicia, Mimosa und der Sinn des Lebens“, zus. mit Dr. Nicole Kandioler, Ringvorlesung „Ästhetik/Theorie audiovisueller Medien: Substandards. Schmalfilme und die Potentialität filmischer Formate“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 01.02.2023
- „Über die Menschen hinaus das Leben: Die filmische Langzeitdokumentation als post-anthropozentrisches Gefüge“, Internationale Konferenz „Kulturen im Anthropozän. Eine interdisziplinäre Herausforderung“ an der Universität Innsbruck, 30.06.2021
- „Le film documentaire longitudinal : une expérience cinémato-socio-biographique“, CIERA – Recherches actuelles sur le cinéma, dans le cadre du séminaire „Schwerpunkt Deutschland“, Université Lumière Lyon 2, 19.03.2021
- „Wachstum des Lebendigen und Formen des (filmischen) Zeitraffers“, Panel: How to… learn! Performance, Youtube und Praxistipps, GfM Jahrestagung an der Ruhr-Universität Bochum, 01.10.2020
- „Der Langzeitdokumentarfilm zwischen Bios und Zoë“, 32. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium an der Filmuniversität Potsdam, 09.03.2019
- „From the film gesture to the gestures in the film ‚L’usine, c’est particulier quand même (DE/FR 2017)'“, Tagung „Creating Shared Experience. Sensory Ethnography and Collaborative Filmmaking“, Bauhaus-Universität Weimar, 15.02.2019
- „Exzess und Verknappung. Temporale Regime des Langzeitdokumentarfilms“, zus. mit Dr. Nicole Kandioler, Tagung „Nähe suchen, Distanz wahren: Konfigurationen des filmischen Raums“, Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 19.01.2019
Sonstiges
- Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM)
- Mitglied der Association française des enseignants et chercheurs en cinéma et audiovisuel (afeccav)