Amelie Wedel, M.A.
Universitätsstr. 105
44789 Bochum
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Titel der Dissertation
Verteilte Verbindungen. Planetarische Praktiken im dokumentarischen Künstlerfilm
Projektbeschreibung
Mit der Mondflug-Aufnahme ‚Blue Marble‘ entstand im Jahr 1972 eine der ersten Fotografien der gesamten Erde. Beschrieben als blaue Perle vor tiefschwarzem Hintergrund galt sie als Sinnbild für die Fragilität des globalen Ökosystems und diente der damaligen US-amerikanischen Umweltbewegung als Aufruf zur Wiederherstellung einer verloren geglaubten Einheit des Menschen, der Natur und des Kosmos. Insbesondere postkoloniale und feministische Kritiker:innen haben seitdem auf die vereinheitlichenden Mechanismen aufmerksam gemacht, mit denen die Komplexität globaler Systeme in einem einzigen Bild komprimiert wird. Dies führe dazu, so die vielstimmige Kritik, dass lokale und kontextuelle Unterschiede unter einer allumfassenden raumzeitlichen Dimension subsumiert werden.
Ausgehend von dieser Kritik und vor dem Hintergrund andauernder ökologischer Katastrophen fragt meine Studie nach Neuperspektivierungen des Planetarischen. Dies untersuche ich anhand von zeitgenössischen Kunst-und Filmarbeiten, die ästhetische, technische und ethische Praktiken erproben, um planetarische Verbindungen aus situierten Kontexten dar- und herzustellen. In diesen Arbeiten lässt sich eine im Ecocriticism entstehende Konzeption des Planetarischen beobachten, die diese nicht nur als multiskalare Größenordnung – diskutiert mit Konzepten wie dem Anthropozän oder der Deep Time – sondern zunehmend als relationale Kategorie greift. Wesentlich ist hierbei eine mit Nachdruck ausgerufene ,Öko-logik‘ (Elias/Moraru), die den Anthropos innerhalb von mehr-als-menschlichen Gefügen dezentriert und Fragen zu kollektiver Verantwortung und Praktiken der Sorge aufwirft. Meine theoretische Grundlage bildet der Begriff ‚planetarity‘, wie ihn die postkolonialen Literaturwissenschaftlerin Gayatri Chakravorty Spivak als Konzept einer spezifischen Form der Beziehungsethik in den 1990er Jahren in die Geisteswissenschaften eingeführt hat. Diese möchte ich mit Donna Haraways postanthropozentrischen Ethik des Antwortens ökologisch perspektivieren.
Wissenschaftlicher Werdegang
- Seit 10/2022: wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum (Promotion)
- 04/2021-09/2022: Promotion bei Jun.-Prof. Dr. Julia Bee, Bauhaus-Universität Weimar
- 09/2017-09/2018: Masterstudium Contemporary Art Theory, Visual Cultures Department, Goldsmiths University of London
- 10/2009-06/2015: Bachelorstudium Kunstgeschichte und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin
- 09/2013-02/2014: Auslandsaufenthalt New York City, Forschung in den Archiven des MoMa, Electronic Arts Intermix
- 09/2011-03/2012: Erasmusstudium History of Art und English Literature, University of Edinburgh
Vorträge
- „Ecological Turns in den Künsten“, zusammen mit Maja Avnat, Institut für Kunst und Theorie, Bauhaus-Universität Weimar, 29.4.2022
- „Visions from Within the essay film Sunstone by Filipa César and Louis Henderson“, Tank, Museum of Contemporary Art, San Jose, 23.07.2019
Veranstaltungsorganisation
- Workshop „Mapping Encounters“, The radical teaching workshop: Feminist practices of writing and mapping, organisiert von Gerko Egert, Vierte Welt, Berlin, zusammen mit Deniz Kirkali und Sofia Villena Araya, 23.09.2022
- Summer School „Daring Auralities“, zusammen mit Ali Yalgin, Garp Sessions, Babakale 9-18.07.2021
Sonstiges
- Seit 2020: Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM)
- 03/2022 – 12/2022: „Experimental Pedagogies“ mit Forschungskollektiv topsoil, School of Commons, Zürcher Hochschule der Künste
- „Research Score II“, Forschungskollaboration mit Sofia Villena Araya, Online-Publikation, Nocturne, Plattform für experimentelle Wissensproduktion, Weimar und Berlin
- Seit 06/2018: Mitgründerin von topsoil, einem transnationalen kuratorischen Forschungskollektiv
- Seit 2012: Kuratorische Projekte u.a. im Grimmuseum, Berlin; KW-Institut für zeitgenössische Kunst, Berlin; psfs2, Berlin; Safe House, London; Flux Factory, New York City